R.D. Precht – Wer bin ich – wenn ja, wie viele?
Bei einem Buch, das seit 2007 schon etwa eine Million Mal verkauft wurde, erübrigt sich eigentlich eine Besprechung, zumal schon hunderte Rezensionen dazu veröffentlicht wurden. Aber das Buch hat mir so viel Freude bereitet, dass ich dem Autor auf diesem Wege gratulieren und danken möchte . Damit ist auch schon die Frage beantwortet, ob die Lektüre empfehlenswert sei…
Nach dem herrrlich launigen Titel und einem interessanten Vorwort ging es zur Sache: „Was kann ich wissen? Was kann ich tun? Was darf ich hoffen? “ Diese – seit Imanuel Kant klassischen Fragen der Philosophie – galt es zu beantworten.
Einmal abgesehen von der spielerisch lockeren Form, in der Precht sich der Aufgabe stellt, war ich wirklich angetan von Prechts Fähigkeit, den Riesenstoff, den die abendländische Philosophiegeschichte dazu bis heute angehäuft hat, in leicht fassbare Themenpakete zu gliedern, dass man einen guten Überblick über den heutigen Stand der philosophischen Diskussion bekommt, die in ihrer akademischen Form sich häufig in schwer nachvollziehbaren Spezialkontroversen verliert.
Genial sind Prechts „Querschnitte“ durch die Geistesgeschichte – Verknüpfungen heutiger Themen mit der Fragestellung vergangener Jahrhunderte. (z. B. Der Film „Matrix“ mit der Ideenlehre Platons …u.v.a.m) Besonders gut für das Buch, dass der Autor sich als „Hobbybiologe“ im Bereich der derzeitigen biologischen Forschung recht gut auszukennen scheint, deren erstaunliche Ergebnisse und Erkenntnisse doch von herausfordernder Bedeutung für unser Selbstverständnis sind.
Zu loben ist auch Prechts Mut, aller Kritik aus der Spezialistenecke zum Trotz, die Philosophie wieder als Lebenshilfe zu begreifen und verständlich zu machen, wobei es eben nicht vordringlich um Philosophie als akademische Disziplin, sondern als die ureigentliche Form der intellektuellen Auseinandersetzung mit den unvermeidlichen Fragen der Welt und des eigenen Lebens geht.
Gescholten wird Precht ja auch von einigen Kritikern, wenn er sich z.B. des angeblichen Boulevard-Themas „Glück“ und „Glücklich sein“ annimmt, eines Themas, das zu den Topthemen der westlichen Hemisphäre zählt und zu dem die Philosophie seit Epikur sehr wohl Bedenkenswertes beizutragen hat.
Inzwischen hat Precht ja schon zwei weitere Bücher veröffentlicht über die „Liebe, dieses unordentliche Gefühl“ und uns als „unvermeidliche Egoisten, bzw. die Kunst, es nicht zu sein“.
Ich glaube, ich werde mich von Precht auch zum Studium dieses „unordentlichen Gefühls“ und zu Begutachtung meines „unvermeidlichen Egoismus“ verleiten lassen…
in freudiger Erwartung…
K.S. Januar 2011