Die Liebe zur Musik prägt sein Leben
Horst Berretz verabschiedet sich mit einem grandiosen Weihnachtskonzert von Chor und Orchester der Städtischen Musikgesellschaft Eschweiler

Eschweiler, 17.12.2016 – Samstagabend, 19.15 Uhr:
Fulminant unterstützt von den Instrumentalisten des Orchesters lassen die Sängerinnen und Sänger des Chors der Städtischen Musikgesellschaft die ersten quasi in Stein gemeißelten Worte des monumentalen „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach erdröhnen: „Jauchzet, frohlocket auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan!“
Rund 90 Minuten später jauchzen und frohlocken auch die zahlreichen Konzertbesucher in der vollbesetzten Pfarrkirche St. Peter und Paul aufgrund des Hörgenusses, der ihnen zuvor beschert wurde. In die Freude, die die Liebhaber klassischer Musik durch stehend dargebrachte Ovationen zum Ausdruck bringen, mischt sich neben ehrlicher Anerkennung allerdings auch mehr als ein klein wenig Wehmut. Denn mit dem Weihnachtskonzert 2016 geht für die Städtische Musikgesellschaft eine jahrzehntelange Ära zu Ende:
Das „Weihnachtsoratorium“ stellte für Horst Berretz, der als Leiter des erfolgreichen Ensembles dessen Geschicke mehr als 30 Jahre lang entscheidend prägte, das letzte Dirigat seiner Karriere dar. Somit schließt sich ein Kreis, der am 21. Dezember 1985 mit der Präsentation eines anderen Meilensteins der Musikgeschichte seinen Anfang nahm: der Aufführung des „Messias“ von Georg Friedrich Händel.
Bereits vor Beginn des Konzerts strömte eine ganz und gar außergewöhnliche Stimmung und Atmosphäre durch das Gotteshaus, dessen Bänke sich stetig füllten. Erwartungsvoll lauschten die Besucher zunächst der „Sonata Pian e Porte“ von Giovanni Gabrieli, die mit ihrer wahrhaft ruhig und klar fließenden Melodie vielleicht auch ein wenig die bei allen Protagonisten spürbare Spannung löste. Und auch Horst Berretz trug seinen Teil dazu bei, als er vor Beginn des Oratoriums eine kurze Pause von einer knappen Minute ankündigte: „Eine Brille fehlt“, so die einleuchtende Begründung.
Mit Pauken und Trompeten
Sekunden später erklangen mit Pauken und Trompeten die ersten Takte von Bachs sechsteiligem Meisterwerk, dessen Uraufführungen während sechs Gottesdiensten zwischen dem Ersten Weihnachtstag 1734 und dem Epiphaniasfest (6. Januar) 1735 durch den Leipziger Thomanerchor erfolgten, und dessen erste drei Teile die Städtische Musikgesellschaft präsentierte. Hochkonzentriert und kraftvoll sowie feinfühlig und nuanciert nahmen sich Chor und Orchester der herausfordernden Aufgabe an.

Beeindruckend als Evangelist: Tenor Raimund Fürst verkündete die Weihnachtsgeschichte nach Lukas mit Nachdruck. Mitreißend: Anna Fischer (Alt) interpretierte die Arie „Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben“ ausdrucksstark
Prachtvoll glückte das Zusammenspiel mit den hervorragenden Solisten, die den Konzertabend ebenso prägten: Anna Fischer (Alt) interpretierte unter anderem die Arie „Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben“ ausdrucksstark, die in Aachen geborene Sopranistin Maria Regina Heyne harmonierte wunderbar mit Bariton Erik Schmidt, als im Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen tröstet uns und macht uns frei“ erklang und Tenor Raimund Fürst brillierte als Erzähler, der den Zuhörern die Weihnachtsgeschichte nach Lukas näher brachte. Mit dem Choral „Herrscher des Himmels“ fand der dritte Teil des Oratoriums einen bewegenden Abschluss. Einem kurzen Moment der Stille folgte zunächst andächtiger, dann immer lautstärker werdender Applaus.
Würdige Worte des Dankes sprach die stellvertretende Bürgermeisterin Helen Weidenhaupt, die als Vorsitzende des Kulturausschusses auch als Präsidentin der‘ Städtischen Musikgesellschaft agiert: „Die Liebe zur Musik prägt Ihr Leben. Sie besitzen die Fähigkeit, auch andere Menschen für Musik zu begeistern. Mehr als drei Jahrzehnte lang ist es Ihnen gelungen, diese Begeisterung in die Musikgesellschaft hineinzutragen.“
„Auf eigenen Wunsch legen nun ihr Amt als Leiter des Orchesters und des Chors nieder. Sie hinterlassen große Fußstapfen“, sprach sie Horst Berretz direkt an, der auch von „seinen“ Musikern stürmischen Applaus erhielt, Petra Seeger, Leiterin des Amts für Schulen, Sport und Kultur, überreichte ein Präsent, bevor noch einmal ein äußerst emotionaler Augenblick einen in Erinnerung bleibenden Konzertabend krönte.

Helen Weidenhaupt dankte als stellvertretende Bürgermeisterin und Präsidentin der Musikgesellschaft dem scheidenden Leiter Horst Berretz im Namen der Stadt für sein Jahrzehnte langes Engagement.
Voll positiver Energie
Orchester und Chor der Musikgesellschaft ließen das Weihnachtslied „Nun freut euch ihr , Christen“ erklingen und luden das Publikum traditionell zum Mitsingen ein. Voll positiver Energie schritten die Konzertbesucher anschließend in den Abend hinaus. Und immer wieder war zu hören: ,„Wie hat es dir gefallen? Es war wunderschön!“

© Andreas Röchter – Eschweiler Nachrichten/Volkszeitung – 18.12.2016 ´
ps. Wir Mitglieder von Chor und Orchester verabschiedeten uns in einer anschließenden Feier im Restaurant „Talbahnhof“ in Eschweiler gebührend von unserem langjährigen „Maestro“, der uns über so lange Jahre hinweg ohne jede „Maestro- Attitüde“ immer wieder zu musikalischen Höhepunkten führte. Die Vorsitzenden von Chor und Orchester Doris Sommer und Thomas Graff überbrachten den Dank der Mitglieder und wünschten dem scheidenden Dirigenten mehr Zeit und Muße für Familie und sich selbst. Vielen Dank, Herr Berretz!
Ab dem kommenden Jahr wird Herr Jeremy Hulin die musikalische Leitung der Städtischen Musikgesellschaft Eschweiler übernehmen. Wir freuen uns auf kommende Herausforderungen unter neuer Führung. Viva la Musica! (KS)