Monatsarchiv: Dezember 2022

WAS SOLL DAS?

Gedanken an Weihnachten 2022

Bei der Suche nach Weihnachtsmotiven in meinem Fotoarchiv für die Festtagskorrespondenz , begegnete mir das obige Bild: Die berühmte Mosaikmadonna aus der Apsis der Hagia Sophia in Istanbul, die dem islamisch-osmanischen Bildersturm Gott sei Dank entgangen ist. Eine wunderschöne Arbeit der Mosaik-Künstler des 6. Jahrhunderts.

Jedoch sehr ungewöhnlich und auffällig für die damalige künstlerische Tradition, in der die Mutter des Jesuskindes als Himmels-Kaisermutter dargestellt ist, hier dieser besorgt irritierte, ganz menschlich fragende Blick von Mutter und Kind: „Was soll das? Was macht ihr da mit uns, mit mir und meinem Sohn?“.

Eine Frage, die seit damals bis heute aktuell scheint, wo die Mutter Jesu seit dem 19. Jahrhundert vor allem als Jungfrau mit Rosenkranz um die gefalteten Hände – und ohne ihr Kind zu erscheinen hat. Ist ihr Kind denn seitdem nicht mehr wichtig so , möchte man heute fragen?

Heute vielleicht auch ihr fragender Blick auf die Formen unserer Weihnachtsseligkeit, die natürlich zurecht ein Ausdruck der Freude über die Geburt dieses Kindes sein sollte, das die Welt veränderte – eine Veränderung, die so nicht zu erwarten und verbunden war mit einem so bitteren Schicksal für das Kind und seine Mutter. Möge im Ringen um eine menschlichere Zukunft dieser Welt das, was diese Veränderung seitdem an Gutem in der Welt bewirkt hat, nicht verloren gehen. 

Also auch in 2022 – anlässlich der Feier dieses Geburtstages – ein frohes Weihnachtsfest und ein „Glück auf!“ – mit der gemeinsamen Hoffnung auf bessere Tage im neuen Jahr 2023 – besonders für die arme Ukraine, auch wenn die Prognosen dafür nicht so gut sind. Aber die Geburt dieses Kindes hat uns gelehrt, auch Unglaubliches erhoffen zu dürfen. (KS 12-2022)