Obwohl es im Indonesien von 2015 an Projekten und Problemen nicht mangelt, wird es höchste Zeit, dass Indonesien nach 50 Jahren sich endlich Klarheit über die Ereignisse verschafft, die mit dem Kürzel „G30S“ umschrieben werden, dem Militärputsch des General Suharto und dem damit verbundenen Massenmord und den Progromen an Millionen indonesischer Bürger.
Bald wird es keine überlebenden Zeugen mehr geben. Den überlebenden Tätern, die sich als Retter Indonesiens feiern lassen, käme das sehr zu pass. So wurde z.B. 2014 durch eine internationale Kampagne gerade noch verhindert, dass der damalige Präsident (und Ex-General) Susilo Bambang Yudhoyono (SBY), seinen Schwiegervater General Sarwo Edhie Wibowo, den verantwortlichen Militärkommandeur für den Massenmord in Mitteljava, posthum zum Nationalhelden erklärte.
Das Regime Suharto wurde 1998 zwar entmachtet, aber das Tabu „G30S“ und seine Profiteure blieben bis heute unangetastet. Die Kinder und hinterbliebenen Familien haben einen Anspruch auf Gerechtigkeit.
Dank an den Autor Till Mayer, der sich dieses Themas in diesem SPIEGEL-Artikel angenommen hat. (KS)
(c) Foto Til Mayer
Völkermord in Indonesien: Eine Million Tote – keine Gerechtigkeit
Aus Jakarta berichtet Till Mayer SPIEGEL-Online 1. März 2015
In Indonesiens Folterkellern starben bis zu eine Million Kommunisten, Linke, Künstler. Überlebende und Angehörige fordern 50 Jahre danach noch immer Gerechtigkeit. Doch die Täter gelten als Helden
Die Schattenmänner stehen verloren im Abseits, kaum einer beachtet sie. Trotzdem streckt einer die linke Faust in den Himmel. „Gegen die Straflosigkeit!“ Was Endang Darsa ruft, schluckt der Verkehr. Mopeds, Laster, Autos rauschen an ihm vorbei. Ab und zu blickt einer hinter dem Steuer auf die alten Männer am Straßenrand. Dann springt die Ampel wieder auf Grün.
Wer oft an Indonesiens Präsidentenpalast vorbeifährt, kennt die Demonstranten. Seit Jahren stehen sie dort an jedem Donnerstagnachmittag. Ihre schwarzen Schirme mit dem weißen Aufdruck erinnern an einen verdrängten Völkermord. Zu ihren Füßen liegen Fotos der Ermordeten.
1965 töteten rechtsgerichtete Militärs und Milizen laut Schätzungen von Amnesty International bis zu eine Million Menschen, die sie für Staatsfeinde hielten: Kommunisten, Intellektuelle, Studenten, Künstler, Gewerkschafter, zudem Angehörige der chinesischen Minderheit und sogar andere Soldaten.
siehe zum Thema auch:
1. https://klaussturm.wordpress.com/2012/11/30/ein-gar-nicht-mehr-lustiges-theater/